Selbstgebaute Gitarrentonabnehmer

Als ich an dem Projekt "Sultan" gearbeitet habe, habe ich viel über Gitarrentonabnehmer gelesen. Das hat mich auf die Gedanke, eigene Pickups zu bauen, gebracht. Ich wollte unbedingt etwas ausprobieren, was noch keiner gemacht hat, vielleicht hat es doch jemand ausprobiert, bloß es ist ihm nicht gelungen. Keine Ahnung, ich wollte es wissen.

 

Es sollten also single coils für eine Stratocaster sein.  

Das Material ist relativ teuer, man braucht die Gehäusen mit entsprechenden Magneten, den Wickeldraht, Parafin und Binnenwachs, die Anschlusskabel sowie einiges an Kleinmaterial. Auch wen sie handgewickelt werden sollten, braucht man dazu geeignetes Werkzeug. Außerdem was ein Hobbybastler sonst zu Hause hat, wird eine Wickelmaschine benötigt. Viele Leute basteln sich so was und es funktioniert sogar. Z. B. aus einem Plattenspieler...

Ich besorgte mir das preiswerteste (ca. 40 €), das ich bekommen konnte und baute es für meine Zwecke um. Primitiv, hat aber funktioniert...

Das Coil-Gehäuse habe ich auf einem Stück Holz befestigt, das an der Achse der Drehmaschine angeschraubt war.

Das Wickeldraht habe ich dann davor platziert

Das Wickeln der Coils war gewöhnungsbedürftig, ich produzierte viel Kupferwolle. Das lag daran, dass das dünne Wickeldraht verdammt schnell riss und ich musste zuerst das richtige Tempo finden. Nach einer Weile ging es besser mit dem Wickeln.

Die ersten Tests habe ich mit einem alten single-coil mit Keramikmagneten (Ferrit), der seit Jahren bei mir im Schrank gelegen hat und nicht mehr funktionierte, gemacht. Also habe ich das alte Draht entfernt, ihn gesäubert und mit eigenem Draht so wie ich es mir ausgedacht habe gewickelt. Als ich die Anschlüsse verlötet und den Wiederstand gemessen habe, war ich enttäuscht. Ich habe nur 1,72 K. Ohm (viel zu wenig) gemessen und dachte sofort es wäre ein Flop. Nicht desto trotzt monierte ich den PU in die Halsposition meiner Stratocaster. Ich würde die Welt auch etwas besser verstehen können, ich weiß nicht warum, aber als ich darauf spielte, war ich begeistert. Der Ton war "erste Sahne". Die andere Art den Coil zu wickeln hat den Ton genauso wie ich es zuvor vermutet habe positiv beeinflusst. Viele Tiefen aber auch Hohen sanft, mild Ähnlich einer PAF, kraftvoll aber nicht aggressiv.        

 

Unter diesen Voraussetzungen habe ich mich an die Arbeit gemacht. Es sollte ein Satz aus drei verschiedenen Größen, 48, 50 und 52 mm Magnetabstand, und unterschiedlichen Wicklung je nach der vorgesehenen Einbauposition. Durch die Verschieden Magnetabstände würden die Magnete deutlich besser unter den Saiten positioniert. Jeder Coil, je nach der Position wollte ich auch anders wickeln. Die Arbeit war auch schnell getan. Leider ist es mir bei dem letzten Coil das Draht kurz vor dem Ende gerissen. Da ich die kleinsten verfügbaten Mengen von Wickeldraht aus Kostengründen bestellt habe, war ich nicht mehr sicher, ob die Restmenge ausreicht den Coil erneut zu wickeln. Deswegen habe ich den Draht verlötet und weiter gewickelt. Das hätte ich nicht tuen sollen. Die fertigen Coils kamen dann ins Bad aus einer Mischung von Parafin und 15-20 % Bienenwachs. Der Anteil von Bienenwachs senkt die Schmelzgrenze und somit werden die Magneten (hier Alnico V) nicht so gestresst. Eigentlich sollte man dabei eine Vakuumpumpe einsetzen. Aus einem Salatglas der polnischen Firma Pudliszki (sehr lecker) und einem Staubsauger habe ich eine Vakuumkammer gebastelt. War zwar nicht das ideale, die Mikrofonie der Coils konnte ich damit wirksam unterbrechen und die Magneten müssten nicht all so lange in dem heißen Bad aus Parafin liegen bleiben.

Die fertigen Coils müssten nur noch abkühlen und von überschüssigen Wachs gesäubert werden.

Anschließend montierte ich die fertigen PU's auf eine Test-Pickguard und bald konnte ich sie spielen...

 

In Großen und Ganzen bin ich mit den Tonabnehmern zufrieden. Ja, wenn ich sie nochmals bauen würde, würde ich auch einiges anders machen, etwas mehr Output und auf jedem Fall Alnico II oder sogar Ferritmagneten verwenden. Mit den Alnico V ist der Ton der Gitarre zu aggressiv. Auch die einzelnen Coils würde ich mehr aufeinander abstimmen, so dass sie eine Einheit bilden, das wüsste ich schon wie. Vor Allem werde ich keine Drähte mehr verlöten und weiter wickeln, der betroffene brücken Coil macht sehr viel Brumm.

Durch diesen Projekt wollte ich für mich selbst erfahren, ob es wirklich so teuer und aufwendig seien muss, gute Gitarrentonabnehmer zu bauen. Auch wenn man viel Forschung und ausgesuchten Materialien in den Aufbau der Coils einsteckt, finde ich den Preis von über 200 € pro Satz für ungerechtfertigt. Für mich war das ein Einzelstück, die Anderen machen es professional und in Serie, ich kann rechnen...

Was wäre die ganze Schreiberei wert, wenn ich den Ton nicht präsentieren würde. Für die Aufnahmen habe ich zwei Effekte angewendet: Eine Imitation einer Akustik-Gitarre und eine Clean. Die Effekte sind wie folgt geschaltet:

Akustik - Hals - Hals/Mitte - Mitte - Mitte/Brücke Clean Hals - Hals/Mitte - Mitte - Mitte/Brücke

Auf die Aufnahme der Position Brücke habe ich verständlich verzichtet.

 

Zwischenzeitlich hebe ich den defekten coil umwickelt - das Brummen ist Geschichte.